Laufen: Winterrückblick zu Lichtmess

auf gefrorenem Schnee
Pünktlich zu Lichtmess sind ganze 10°C und das erste zaghafte Vorfrühlingsgezwitscher ist zu erlauschen.
Der Hund und ich laufen unseren neuen Heimweg über Bucheckern und spitzen Fies-Schotter...und beide stören uns kein bisschen, denn nach Frost sind sie das reinste Zuckerschlecken.

Zeit für einen Rückblick nach dem ersten größtenteils barfüßigen Winter.

Die milden Temperaturen feiern wir damit, den Heimweg von der neuen Werkstatt barfuß zurückzulegen.
Die neue Strecke ist mindestens so schön wie die Alte und wir hatten sie auch schon bei Schnee und Frost und gefrorenem Schnee barfüßig bewältigt... aber gefrorener Schnee und Schotter dienen ledigtlich dazu, ihre Abwesenheit zu bejubeln, denn sie beißen die Füße schon ziemlich arg.

in der Höhe Schnee, im Tal fast Frühling

Neues Jahr, neuer Weg
Der neue Weg führt nun an der Flanke des Selbergs entlang und ebenfalls wieder über einige Höhenmeter. Auch wenn Alpenbewohner die paar Meterchen eher niedlich fänden, bleibt doch von den 5°C im Tal oben auf dem Berg keins mehr übrig und wir gehen über Eis derweil unten schon der Schnittlauch wächst.

Relation die Zweite
Warum stört der Fies-Schotter nun wenig? Weil er im Vergleich zu gefrorenem Fies-Schotter wirklich nett ist und weil sich die fußeigene Sohle weiter ausgebildet hat. Es ist schon erstaunlich, was alles total angenehm ist im Vergleich zu blanken Füßen auf knochenhart gefrorenem scharfkantigem Untergrund.

Die schrittweise Erweiterung der auszuhaltenden Temperaturen:

Im November 5°C                   erste Schmerzgrenze, Flucht in Schuhe und wieder raus
dann 3°C Nässe                       bewegen, bewegen, bewegen
dann 1°C Nässe                       die mir unliebsamste Kombi
dann -5°C Frost Trockenheit   Überraschung: gar nicht so schlimm!
dann 1°C Schnee                     Schnee barfuß, speziell aber toll  
dann gefrorener Schnee           ganz hart an der Erträglichkeitsgrenze

Die Luft-  und Bodenfeuchtigkeit beeinflusst das Kälteempfinden maßgeblich!
Ich setze gefühlt +6°C bei Nässe mit -4°C bei Trockenheit gleich.
Also ein gefühlter Temperaturunterschied von 10°C von trocken zu nass.

Sohlen- und Polsterbildung
Die Hürde mit der Nässe
Eine nicht zu unterschätzende Hürde stellte für mich die Scheu vor nassen Füßen bei Kälte dar. Vor ihr bin ich mehrfach in Zehenschuhe geflüchtet.
Mit dem Ergebnis, dass jedweder nicht wasserdichte Stoff der den Fuß bedeckt, die Nässe aufsaugt und speichert und so den Fuß länger nass und kalt sein lässt als ohne Stoff. Wirklich wasserdichte Stoffe sind immer auch ziemlich luftdicht und beeinträchtigen das Fußklima. Wirklich wassertauglich sind die Füße selber schon.
Als die gedankliche Hürde überwunden war, die Füße eben nass und matschig werden zu lassen, zeigte sich schnell: sind die Füße blank, wärmen sie sich schneller und trocknen bereits beim Laufen wieder. Woll-Zehenschuhe machen nicht so arg kälter, da die Wolle ihre isolierenden Eigenschaften auch nass behält aber Synthetikmaterial oder Baumwolle wird nass sehr kalt. Deshalb werden ja in heißen Ländern die Baumwoll-Turbane nass gemacht.

Kalt duschen
Enorme Hilfe beim Ertragen der Nässe-Kälte-Mischung ist mir tägliches Kaltduschen. Nicht von warm langsam auf kalt sondern nur ganz kalt. Nachdem die ersten paar Schweinehunde in die Flucht geschlagen sind, durchströmt den Körper Wärme die von innen kommt. Trotzdem ich die kalte Dusche nach der Sauna schon immer toll fand, wars ohne Sauna vorher doch nochmal was anderes. Zum Glück hält der Körper das kalte Wasser schon nach überraschend wenigen gesteigerten Überwindungen (ohne es zu übertreiben) gut aus und wärmt sich selbst.

Schwierigkeit Drängel-Trödel-Hund
Bei stetiger Bewegung sind auch tiefere Temperaturen als unsere -6°C mit Übung recht entspannt zu bewältigen... aber mit einem Hund, der sich ums Verrenken nicht stetig und schon gar nicht geradeaus bewegen kann (was sehr freundlich formuliert ist und einer der Gründe für seine Abgabe war), ist es auch nach zwei Jahren fast ein Ding der Unmöglichkeit. Einzige Möglichkeit: ich nehme ihn mit dem  Kurzführer an den Gürtel und er hat dann absolut keine Wahl als exakt neben mir herzutraben, natürlich ohne dabei zu zerren...Kinderspiel. Will ich ihm aber nicht immer antun.

Kinderspiel
Bei 5°C und Nässe barfuß über Schotter zu traben und zwar in Leggings, dünnem Wollpulli und Regenjacke, fühlt sich nun kinderleicht an. Ist das herrlich! Die noch vor ein paar Jahren mit  Barfüßigkeit bei Kälte fest assoziierte Blasenentzündung oder Erkältung ist nicht eingetreten. (Was nicht heißt, dass sie einem ungeübtem Menschen, der aus den Filzpantoffeln barfuß in den Schnee steigt, nicht passieren könnte.)

Arme Schucken
Die kamen in diesem Herbst und Winter kein einziges Mal zum Einsatz, denn die dicken Häkelsocken aus Rohwolle brauche ich mangels klammer Füße gar nicht mehr. Auch die meisten meiner übrigen Schuhe habe ich verkauft oder verschenkt Übrig bleiben einige, von denen ich mich nicht trennen mag und die ich bei geschäftlichen oder gesellschaftlichen Anlässen weiterhin gern trage.
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Wir feiern nun zu Lichtmess die Vorfreude auf milde Temperaturen, das Erwachen der Pflanzen und Tiere aus ihrer Winterruhe und wir feiern sie von Herzen. So schneereich wie dieses Jahr war der Winter in dieser Gegend schon länger nicht mehr, wenngleich man ihn in meiner Heimat nichtmal einen richtigen Winter genannt hätte.

Nachtrag Ende Februar:
Ätsch. In der Lichtmesswoche hatte der Winter nur tief Luft geholt... um anschließend zwei eisige Wochen mit -12°C übers Land zu schicken. An diesem Punkt habe ich für diesen Winter nochmal kleinbei gegeben und bin zum Laufen und Spazieren in die Zehenschuhe geflüchtet bis es zurück gegen 0°C ging.