Nähen: Hunde-Zuggeschirr teilbar bzw. schnürbar umnähen

schnürbares Hunde-Zuggeschirr
Was macht man, wenn der Riesen-Möchtegernschlittenhund sich in sein Zuggeschirr zwar reinwurschdeln lässt...
aber ums Verrenken nicht wieder raus?
Und wenn "dann läufste halt halbausgezogen rum" auch nicht funktioniert (weil er obendrein eine ernstzunehmende Pfotenanfass-Aversion mitgebracht hat)?
Wenn er lieber mit halb ausgezogenem Geschirr rumläuft und weghüpft, sobald man versucht, es ihm ganz auszuziehen und die Pfoten durchzufädeln.

...man greift mal wieder zur Schere.

In unserem Fall habe ich vor 2 Jahren schon das erste Geschirr vom Hund runtergeschnitten und dann so abgeändert, dass es schnürbar ist. Damit lässt es sich viel einfacher an- und noch viel stressfreier wieder ausziehen, bzw. in unserem Fall: überhaupt wieder ausziehen.
Mit einem normalen Hund besteht dieses Problem gar nicht. Beobachte oft bei Freunden, wie gefügig sich der Ottonormalhund ins Geschirr rein- und wieder rausfummeln lässt. Keine Chance bei meinem Spezialtier...

zerteiltes Geschirr, linke Kante schon gesäumt
Natürlich gibt es Methoden, dem Hund aus dem Geschirr zu helfen.
Ziehen bei meinem aber alle nicht. Er hat bei exakt  passender Geschirrgröße (vom Fachhändler mit Anprobe verschiedener Geschirrtypen und pi pa po) einfach so lange Beine, dass sie sich zwar ins Geschirr hineinfädeln lassen aber fast nicht wieder heraus, und er ist als Ober-Grobmotoriker nicht gewillt, sich zu verrenken. Hier mit Zwang und Schimpf und Stress zu arbeiten ist sicher möglich aber weder zielführend noch notwendig. Leider hilft Locken und Loben ebensowenig.

Die Schnürvariante hat sich als derart praktikabel erwiesen, dass ich auch das neue größere Geschirr wieder so umgenäht habe.

beide Kanten fertig umsäumt
Genau am Widerrist habe ich das Geschirr längs geteilt und dann die Schnittkanten gleich mit Hitze versiegelt, Kunststoffseidank kein Problem.
Im Anschluss wurden die Ränder mit Gurtband aus dem Haushaltsbestand umsäumt, und zwar von Hand, denn das hält immer noch am besten. Verwendet habe ich hierzu Kunstsehne aus meinem Lederwerksfundus und eine Stopfnadel um das Geschirrgewebe nicht zu beschädigen.


Laschen am alten und am neuen Geschirr

Anschließend 4 Laschen geschnitten, versiegelt und so angebracht, dass sich das Geschirr in einem Zug mit so wenig Geschnüre als irgend möglich schließen und öffnen lässt. Zudem ist so gegeben, dass die zerteilte Stelle oben unter Belastung nicht in sich verrutschen kann sondern alle 4 Punkte gleichmäßig mittig zusammengezogen werden.

Zeitaufwand etwa eine Stunde Fummelei.


reisefertig geschnürter Hund

Zum Verschließen leistet uns ein guter Schnürsenkel seit 2 Jahren hervorragende Dienste. Mit einer gewöhnlichen Schleife geschlossen löst sich auch bei voller Fahrt oder plötzlicher Belastung nix.
Das gilt für Fahrten am Tretroller/Dog Scooter mit durchschnittlich 14 km/h bei etwa 5-9 Kilometern Strecke und moderaten Temperaturen (+14°C bis -5°C etwa).

Schon das Anlegen geht damit echt angenehmer und weniger fummelig. Zum Ausziehen öffne ich einfach die Schleife im Genick und ziehe den Schuggebännel (pfälz. Schnürsenkel) mit einem Handgriff aus 2 der 4 Laschen und der Hund kann ohne eine Verrenkung einfach nach vorne aus dem Geschirr "herausgehen". Das ist dermaßen stressfrei und nervenschonend - sowohl für den Hund als auch für mich - dass sich die eine Stunde Handnäh-Fummelei hundertfach bezahlt macht!

aufschnüren ...

...und entspannt nach vorne raussteigen

Vielleicht wagt sich ja der ein oder andere mit einem ähnlich ungelenkigen und widerspenstigen Zugtier auch an die Umarbeitung seines Geschirrs, statt das Roller- oder Schlittenfahren stressbedingt bleiben zu lassen.