Sommerrückblick: barfuß im Regenwald...

...direkt vor der Haustür.
Nach der steppenhaften Trockenheit des vergangenen Sommers gabs in diesem Jahr überwiegend dschungelhaftes Kontrastprogramm: Platzregen, Dauerregen, Nieselregen und einmal sogar Hagel mit weiß bedecktem Boden im August.

Und statt Wanderhalbmarathon mit Hund ein Abstecher ins Krankenhaus.
Auch barfuß.

Der anhaltende Regen mit recht wenigen sonnigen Tagen schlug zwar gelegentlich aufs Gemüt, dafür wucherte aber die Pflanzenwelt üppigst und wuchs zum dreifachen der bekannten Größe. Für das anhaltende Grau entschädigten dampfende waldüberwucherte Berge, aus denen Nebelfetzen waberten. Man konnte dem Wald beim atmen zusehen.

Entlang unseres Flüsschens im Tal entstand eine Wildwucherschneise, die auf einem Quadratmeter mehr kulinarische Vielfalt bot als manche Gemüseabteilung im Laden. Dicht an dicht stehen hier Nachtkerzen, Nesseln, Klee, Gundermann, Kornblumen, Wicke, Dost, Königskerzen, Bärenklau, Ziest, Baldrian, Minze und unaufzählbar viele weitere. Jedesmal wenn ich innehalte und genau schaue, entdecke ich noch 3 weitere.
Dementsprechend fiel die Gärtnerei dieses Jahr eher überschaubar aus, zugunsten der Wildgemüsepirsch.
Und derweil in den Gärten die Swimmingpools wie im vergangenen Sommer wie die Pilze aus dem Boden schossen, haben wir uns an den Fluss gehalten und sind fast jeden Tag auf dem Weg zur Werkstatt einmal untergetaucht. Mit Flusswasser verglichen ist die kalte Dusche ziemlich lauwarm.



Schuhe haben die Füße zum letzten Mal im Mai gesehen (für irgendeinen offiziellen Anlass).
Erstaunlich ist folgendes Phänomen: sobald man keine Schuhe mehr trägt, scheint man eine Art Schutzengel zur Seite zu bekommen. Anders ist kaum zu erklären, warum man oft genau neben einer Glasscherbe/Distel/Dorne/Schnecke steht, statt in ihr. Seit fast einem Jahr bin ich nun ohne Schuhe unterwegs und kann an einer halben Hand abzählen, wie oft ich in was Spitzes getreten bin.
Jeden Tag genieße ich die Struktur und vor allem die Wärme aller Flächen auf denen ich gehe.


Von Turmbauern und Turmeinreißern:
Steintürmchen bauen verfolgt keine tieferen Zwecke als meditatives Steinchenstapeln und aktive  Landschaftsliebkosung abgesehen von gelegentlich kommunikativen Tendenzen, wenn an Wanderwegs-Kreuzungen ganze Steintürmchenwälder entstehen. Seit dem Frühling baue ich an einem unserer Spazierwege wieder Steintürmchen. Immer nur eins, dafür alle paar Tage neu. Irgendwem scheint es ein Dorn im Auge, denn immer wieder liegt es umgeworfen da. Ich frage mich gelegentlich, warum das  Türmchen immer wieder eingerissen wird... der Einreißer fragt sich wohl, warums jedesmal wieder aufgebaut wird.


Ein glimpflicher ausgegangener Abstecher ins Krankenhaus für anderthalb Wochen im Juli verordnete eine gehörige Erholungspause vom Laufen (Rennen) und lehrte wiedermal Dankbarkeit für Kleinigkeiten: trinken dürfen, essen, aufrecht sitzen, gehen. Scheint alles so selbstverständlich zu sein... bis es eben mal (wieder) nicht geht. Im Krankenhaus erstmals wieder drinnen geschlafen. Richtig ungewohnt. An meinen bloßen Füßen störte sich überraschenderweise auch dort niemand, weder Pfleger noch Ärzte. Bei der Abholung mit Krankenwagen war ich eben barfuß gewesen. 
Jedenfalls fühle ich mich wie neu geboren und habs jetzt schwarz auf weiß vom Doktor:
allgemeiner Gesundheitszustand: gut. Juhu.
Dann gibts dieses Jahr eben keine Marathonwanderung.

Vorgestern früh roch es erstmals nach Herbst und promt folgte die erste kühle Nacht mit 11°C. Ein Hoch auf meine geliebten Wolldecken, die beim Draußenschlafen nur vom Daunenschlafsack übertroffen werden. Letzterer wird demnächst gründlich ausgebessert und dann handgewaschen, damit er einsatzbereit ist, wenn die Temperaturen ernsthaft herbstlich werden.