Jagen & Sammeln: Schwamme-Schwemme

Schwamme = erzgebirgisch für Pilze

Der Herbst ist da und mit ihm der lang ersehnte Regen. Der bringt in diesem Jahr die reinste Pilz-Springflut. Man kann kein Steinchen in eine Wiese werfen ohne einen Champignon zu treffen.

...oder was anderes Essbares: während überall scheinbar Mangel und Lieferkettenengpässe herrschen, beschenken uns Wald und Feld in diesem Herbst überreichlich: riesige saftige Brombeeren, Obstbäume überladen mit Pflaumen, Birnen und Äpfeln... die auch in diesem Jahr wieder achtlos zum Verfaulen liegen gelassen werden. Und das, obwohl sich in den Supermärkten die Preise multiplizieren.
Bemerkenswert ist aber, dass die sonst stehen gelassenen Getreide-Randstreifen dieses Jahr nicht anzutreffen waren - alles auffällig gründlich abgemäht. Ebenso blankgeputzt waren die Maisfelder.

Nesselsamen trocknen im Gemüsenetz

Nach der Nessel-, Brombeer-, Pflaumen- und Apfelernte stellte sich Mitte September ein Temperatursturz ein, sehr pünktlich um den 23. dem kalendarischen Herbstbeginn.
Dazu regnete es allen Regen, der im Sommer nicht gefallen war auf einmal ab.
Und binnen weniger Tage konnte man Pilze ernten. Nicht suchen, sondern einfach abernten. Viele wuchern sogar faulenzerfreundlich von der Straße aus zu sehen in den Wiesen und Waldrändern nebenan.

Überhaupt ist es ein Faulenzerpilz-Herbst:
Faulenzerpilze sind diejenigen mit wenig Putzaufwand und von denen man nur einen einzigen braucht, um eine große Pfanne zu füllen:
• Die etwas selteneren Großsporen-Champignons sind dieses Jahr massig anzutreffen, mit Hutdurchmessern von 20-30 cm, die die sogenannten Riesen-Champignons im Supermarkt echt alt aussehen lassen
Riesenboviste mit 30cm Durchmesser
Parasolpilze wo man geht und steht
• die Krause Glucke, den an Kiefernwurzeln wächst und ebenfalls gerne 30-40 cm Durchmesser erreicht
• und nicht zu vergessen der Schwefelporling, einer meiner Lieblingspilze. Auf englisch heißt er sehr viel treffender "Chicken of the woods", denn er schmeckt wie Hühnchen, vor allem wenn man ihn paniert und brät. Dass er in meinem 500-seitigen Pilzbuch gar nicht drin ist, zeigt wie unbekannt er in unseren Breiten ist. Von dem trafen wir im Großstadt-Park so massenhaft viele an, dass sie mit Fahrrad und Packtaschen gar nicht alle mitzunehmen waren. Auch der Schwefelporling hat 30-40 cm Größe und schon einer füllt eine Pfanne für 3 bis 4 hungrige Personen. 

Großsporen-Champignon mit rund 20 cm Hutdurchmesser

Parasolpilz

Pfifferlinge, kleine und mittlere Krause Glucke

fast Fußballgroßer Bovist und einer in Normalgröße

Dieses Jahr gesellt sich zum Veganer und Vegetarier eine neue Ernährungsform: der Funghitarier. Gemeint ist natürlich nicht die Ernährung ausschließlich von Pilzen aber doch irgendwie auf Pilzbasis.

Der Regen bringt ausßerdem eine Art zweiten Frühling, alles Grün schießt und sprießt ein zweites Mal, so der Bärenklau, Sauerampfer, Vogelmiere, Staudenknöterich, Nesseln, Giersch, Huflattich und natürlich der Schnittlauch.

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Von Mangel bis hierher keine Spur.

Es warten die Maronen, Walnüsse und Hagebutten auf Ernte und Trocknung.
Bald, wenn alles verwelkt ist und sich die Natur in den Winterschlaf begibt, wird es Zeit das Keimlingsregal wieder aufzubauen um Frischgrün zu ziehen und die Einmachgläser zu öffnen.