Stille Nächte

Mondhelle frostige Dezembernächte sind nicht nur besonders lang sondern auch besonders still. Wenn kein Wind geht und die Windräder still stehen und keine Autos fahren.
Die Atmosphäre ist so andächtig, dass ich kaum zu atmen wage.




Ich empfinde diese (klirrend kalte) Stille als sehr wertvoll, kenne aber nicht wenige Menschen, die sie gar nicht mehr ertragen können. Ja, die sie sofort mit irgendwelchen Geräuschen füllen (Fernseher, Radio,...), damit die Gedanken und Sorgen nicht zu flüstern beginnen.
Wie soll man bitte "nicht denken"?? Man kann stillsein und dabei "nicht denken" lernen, auch wenn es heute viele Leute für gänzlich unmöglich halten. Es erfordert für den europäischen Jetztmenschen einige Übung und das Wissen, dass es überhaupt möglich ist. Lauschen ist eine enorme Hilfe und Selbstbeobachtung, damit die Gedanken, die nach wenigen Augenblicken doch wieder zu quasseln beginnen, gleich wieder abgestellt werden können. Zu Beginn schleichen sie sich schon nach ein, zwei Minuten ein, nach ein paar Anläufen hält die Stille bald länger an.
Gerade zur hektisch-stressigen Neuzeitweihnacht bildet das einen wohltuenden Kontrast und schafft Freiräume.


Freiluftschlaf
Zur ersten frostigen Nacht kam der reparierte Daunenschlafsack aus dem Schrank. Der ist auch bei -6°C noch kuschelwarm. Mit einer Wolldecke darüber ist auch die Kältebrücke am Reißverschluss kein Problem mehr.

Barfüßerei
Das morgentliche Fußbad mit Regenwasser scheitert am Aggregatzustand: Regentonne gefroren.
Dann eben Frosttreten im Garten. Der Körper nimmt die Temperatur, die mich beim Aufwachen umgibt als "normal" an. So sind die -6°C Lufttemperatur nicht wirklich unangenehm. Erst, wenn ich nochmal rausgehe, nachdem ich drinnen Kaffee gekocht habe, dann empfinde ich die gleiche Außentemperatur doch als ein wenig frisch und möchte den Kaffee lieber am Ofen schlürfen.
In diesem Dezember habe ich ein bisschen geschummelt und bin doch ab und an in Barfußschuhe gestiegen bei Klatschnässe oder Frost - und prompt jammern die Füße wieder bei Temperaturen, die sie zuvor ausgehalten haben. Aber bei tagelanger Nässe reißt mir die Haut an den aufgeweichten Fußzehen ein, was ja auch nicht Ziel der Übung ist.

Nähen
Flugs noch ein weiteres Oberteil aus dem bewährten Merino-Strickstoff genäht, diesmal als Kurzarm-Longshirt aber wieder schlicht und universal praktisch. Der Stoff ist zwar mit 50 €/lfm auf den ersten Blick nicht ganz billig aber für ein Shirt dieser Art kommt der Stoffpreis auf 20 €, dazu nur etwa eine Stunde Arbeit für Schnitt und Nähen zusammen. In Relation unschlagbar günstig, denn zu kaufen gibts sowas erst ab 100 € aufwärts.
Zusammen mit den beiden ersten Shirts, den Häkelpullis, bunten Wollwickelröcken, meinem heißgeliebten Walkponcho und diversen Häkelmützen und -handschuhen ist wieder ein großer Teil der Winterkleidung selbstgefertigt und viel kuscheliger als alle Synthetiksachen.



Sprossenzucht
Auf der Küchenfensterbank steht wieder das Sprossenzuchtregal, das frisches bezahlbares Kleinstgemüse liefert und damit beim Einkaufen Nerven schont. Nach und nach gehts auch ans Eingemachte; Kirschen, Brombeeren, Apfelmus... im Sommer bin ich manchmal faul und frage mich, warum ich mir die Einkocherei alle Jahre antue. Wenn ich im Winter das erste Glas aufmache, weiß ich wieder, warum.
Die Küchenschränke stehen voller Gläser mit getrockneten Pilzen, Früchten (Äpfel, Pflaumen, Maronen,...) und Kräutern (Nesselsamen, Kräuter für Erkältungstees),
nur der Kühlschrank bleibt leer und ausgeschaltet.

Mein inneres Kind hat innig darauf gehofft, dass der Dorfteich zufriert und man Schlittschuhfahren kann. Da hat es bisher nur für die flachen Industriegebietsteiche ein paar Dörfer weiter gereicht aber immerhin!



Auch der erste Schnee weckt alljährlich kindhafte Verzückung und Freude, derweil ich hier oft lange Gesichter sehe oder Gegrummel über das "uhneedische Zeisch". Die ersten Flocken fielen so zaghaft als trauten sie sich gar nicht hier herunter, wo sie so wenig willkommen sind.
Der Schnee ist aber sehr wohl nötig ebenso der Frost. Mindestens, damit beide die Menschen an ihrer krampfhaften Stresserei hindern und zum Abwarten und Teetrinken zwingen.


Bald kommen die Rauhnächte, Zeit zum in sich gehen, sich auf die Wiederkehr des Lichts und die nun wieder länger werdenden Tage zu freuen. Und natürlich, um sich neue spannende Projekte fürs kommende Jahr zu überlegen!