Unverfroren: kühlschrankfrei durch den Sommer

Dass es sich auch ohne Kühlschrank
ganz gut auskommen lässt,
hatte ich bereits grob umrissen.

Wie fängt man das aber im Sommer an?
Geht das denn alltags- und familientauglich?
Ohne große Umstände und ohne zum "Öko" mutieren zu müssen?

Ja, das geht und noch dazu verblüffend einfach.


Nach 3 1/2 Sommern ohne Kühlschrank die beste Nachricht gleich zuerst:
Überraschend viele Lebensmittel halten auch im Sommer überraschend lange ungekühlt.
Dass heißt nicht, dass man sie in der Sonne liegen lassen sollte
aber ein Abstellkämmerchen, ein Regal im Flur oder Kelleraufgang o. ä. reichen vollkommen aus.

Folgende gewohntermaßen in den Kühlschrank verfrachtete Lebensmittel halten sich ebenso gut ohne denselben:

Eier
Benötigen keine Kühlung. Sie sind ja nicht mal im Supermarkt gekühlt, trotzdem packen sie viele Menschen daheim in den Kühlschrank.

Obst und Gemüse
Wird ebenfalls oft im Kühlschrank gelagert, obwohl das weder auf dem Wochenmarkt noch im Supermarkt der Fall ist und für haushaltsübliche Aufbewahrungszeiträume auch nicht notwendig. Obst und Gemüse aus dem Garten, vom Balkon oder der Terrasse kann von dort direkt in den Schnabel oder in die Pfanne wandern. Eingeglastes Gemüse und Zubereitungen wie passierte Tomaten oder Ajvar kommen ebenfalls ohne Kälte aus, sogar geöffnet.

Frischhaltung mit Wasserschale:
Eine Salatschale, deren Boden mit Wasser gefüllt ist mit einem Topfdeckel abgedeckt,
hält frisch und knackig und hält Obstfliegen fern.
Funktioniert hervorragend mit Gemüse, das schnell Wasser verliert, etwa Radieschen und Karotten.
Selbst Gemüse das leicht angetrocknet ist, schlürft sich in der Schale wieder voll Wasser.
Erprobt mit Edelstahl- und Keramikschalen, auf Kunststoff wegen Keimbildungstendenzen verzichtet.

taufrischer Frauenmantel, hier noch auf der Wiese

Wildgemüse/Wildkräuter
Die halten sich natürlich ohne Kühlung.
Wenn sie auch am nächsten Tag noch frisch sein sollen weil ich grade keine Lust oder Zeit habe,
gebe ich sie ebenfalls in die Frischhalteschale. 
Einzig der Sauerampfer nimmt diese Behandlung krumm und wird latschig und gelb.
Alle anderen bisher erprobten Wildgemüse erfreuen sich langer Frische.

Wurst
Schinken/Salami sind gepökeltes/getrocknetes Fleisch und halten sich sehr gut ungekühlt.

Käse
Gereifter mittelharter Käse (etwa Gouda o. ä.) und Hartkäse sind bereits haltbar gemachte Milch.
Aus der Verpackung geholt und artgerecht gelagert, sehr lang ohne Kälte haltbar.

Quark
Die Haltbarkeit von geöffnetem Naturquark trotz Wärme hat mich sehr überrascht.
Nach 3 Tagen noch nix dran.

Milch/Joghurt/Butter
H-Milch hält geschlossen ungekühlt ebenfalls ewig und selbst geöffnet bei ~20°C mindestens 3 Tage, Frischmilch kippt bei 36°C im Schatten dann doch mal aber auch wirklich erst bei diesen Temperaturen. Ist es normal warm draußen, hält auch die Frischmilch geöffnet mindestens 3 Tage.
Naturjoghurt hält etwa 3 Tage ungekühlt.
Butter hält problemlos auch ohne Kühlung, wird dann nur weich und bei großer Hitze sehr weich, weshalb ich sie im Sommer weglasse.
Gibts dann etwa das Brot ohne Butter? Ja, einfach nur mit Marmelade, Quark, Ajvar oder was anderem haltbaren. Selbst Brot gibts bei mir im Sommer wenig, stattdessen mehr Salat.

Fleisch/Fisch
Auch die eingeschweißten vormarinierten Steaks oder vorgebrühten Grillwürstchen halten es einen Tag ungekühlt aus, bis sie auf den Grill kommen. Eingeglaste Würstchen und eingedoster Fisch  werden im Supermarkt nicht gekühlt und brauchen es zu Hause ebenso wenig, solange geschlossen.

Getränke               
Benötigen für die eigentliche Haltbarkeit keine Kühlung.
Kalt trinken ist eben modisch, kühlschrankkalt ist aber nicht gesundheitsfördernd.
Wasser, Tee und Saft(-schorlen) schmecken und erfrischen auch zimmertemperiert.
Bier schmeckt warm wirklich nicht besonders aber kellerkalt reicht mir aus.

Die einzige Nahrung, die ziemlich direkt gefuttert werden möchte
und für die Sommer-Lagerung ohne Kühlschrank wenig geeignet ist:
- Frischkäse/Milchzubereitungen
- Frischfleisch
- Frischfisch
- ungeräucherte Wurstwaren
- angebrochene Päckchen aller Art,
   die sind halt aufzubrauchen aber das ist selbst im Kühlschrank der Fall.

Das bedeutet nicht, dass ohne Kühlschrank auf sie verzichtet werden müsste, sie sind nur nach Erwerb zeitnah zu futtern oder umgekehrt, erst kurz vor dem Verzehr frisch zu kaufen.

- und zu viel Gekochtes

Überbleibsel
Zuviel Gekochtes lässt sich nur bedingt ohne Kühlung aufheben.
Bei Gerichten ohne Fleisch- und Milchbestandteile ist es kein Problem.
Sind letztere enthalten, ist die Aufbewahrung im Sommer nicht zu empfehlen.
Einfache Lösung: Das Gericht wird ohne Milch und Fleisch zubereitet und diese beiden Bestandteile werden direkt vorm Servieren erst mit auf den Teller gegeben.
Dann kann die Gemüsepfanne oder Suppe aufbewahrt werden ohne gleich zu verderben.
Generell empfiehlt sich das zubereiten kleinerer Mengen. Einfach täglich frisch und unkompliziert statt eines großen Kochgerichtes von dem viel überbleibt.
Das nicht gegessene Grillwürstchen hält sich bis zum nächsten Tag, dann sollte es aber verputzt werden.

Fast Freshfood: buntes* Omelett

*bunt = zahm- oder wildgemüsehaltig

Gefrorene Fertignahrung/Frostgemüse:
Braucht zum auftauen und zubereiten/wärmen irgendwie fast gleichlang wie frisches Essen/Gemüse.
Ein Salat ist sogar schneller geschipselt als Frosterbsen gekocht.
Pfannkuchen sind ebenso schnell zusammengerührt und gebraten wie aufgetaut.

heimisches Hochenergie-Futter (Superfood)

Einzig zur Haltbarkeit angebrochener Verpackungen scheint die Kühlung notwendig. z.B. Wurstwaren, Frischkäse, Milch, Milchzubereitungen wie Fruchtjoghurts. Werden dieselben aber nach dem Öffnen einfach innerhalb einiger Tage aufgebraucht, stellt sich diese Schwierigkeit gar nicht. Und selbst im Kühlschrank verderben geöffnete und vergessene Frischkäsenäpfchen, Milchpackungen oder Sahnebecher gerne mal.
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Ohne großen Aufwand oder große Nahrungsumstellung lässt sich der Sommer ohne Kühlschrank verbringen.