Spinnen: Handspindel in 10 Minuten gemacht

Hab schon eeeewig nicht mehr gesponnen, heute packts mich. Wolle ausgegraben und losgespindelt.  Ruckzuck bin ich wieder drin und der Faden wird schön gleichmäßig aber gleich fällt mir auf, was mir schon beim letzten mal die Motivation gedämpft hat: Die Spindel dreht sich viel zu kurz.

Sie ist urig- hübsch und war von einem befreundeten Drechsler, der sich sehr gut aufs Drechseln nicht aber aufs Spinnen verstand und einfach mal ausprobiert hatte, welche zu machen.
Problem: Sie dreht einfach gar nicht lang und muss andauernd wieder angedreht werden. Die Kerbe für die Faden-Einhängeschlaufe oben habe ich selbst reingeschnitzt, die war gar nicht drin.

hübsch aber unpraktisch: meine Erstspindel

Nun ist die Herstellung einer Spindel trotz anders lautender Märchenmotive kein Hexenwerk.
Man nehme:

- Einen Ast eines möglichst gerade wanchsenden Holzes,
  in meinem Fall die Forsythie direkt an der Terrasse

- idealerweise ein Stück mit einer Astgabel, die den untersten Spindelteil bildet
  
Forsythie hat den Vorteil symmetrisch beidseitiger Astgabeln

- ein weiterer Vorteil ist der hohle Kern, in den man direkt einen kleinen Schraubhaken
  drehen kann, ohne überhaupt bohren zu müssen

- Als Spindelteller etwas das am besten von Haus aus möglichst exakt rund ist und vielleicht auch gleich noch daheim rumliegt... wie wärs mit Marmeladenglasdeckeln?

- die haben den Vorteil, dass mehrere ineinander passen und sich das Gewicht so nach Wunsch recht genau anpassen lässt. Nebenher sind sie auch noch farbenfroh kombinierbar

- ein kleiner Schraubhaken aus der Schraubenrestekiste, zb. von einer Jalousienbefestigung übrig

- Akkuschrauber und ggf. eine Ahle

Forsythienast aus der Hecke geschnitten, geschält und oben den Schraubhaken reingedreht. Schraubglasdeckelchenbestand durchforstet nach welchen die farblich und größenmäßig zusammen passen. Dann mit der Ahle die die Deckelmitte angepiekt, damit der Bohrer genau die Mitte trifft. Bohrerstärke gleich Aststärke.

4 Marmeladenglasdeckelchen ineinander gesetzt und auf den Ast gefädelt bis runter zur Astgabel, wo sie von selbst festklemmen. Wollfaden angebunden zum Drehtest.

Und sie dreht sich! Nicht 100% perfekt aber ausreichend ruhig und ohne zu eiern. Und sie dreht deutlich länger als die Drechselspindel. etwa 7 bis 8 mal so lang. Haken sicherheitshalber mit Sekundenkleber verleimt.

Nach 10 Minuten ist die Selbergewerker-Spindel fertig. Spinntest folgt....

Ergebnis Spinntest: Sie spinnt sehr schön und ermöglicht feineres Garn als die Drechselspindel