Spinnen: mal wieder mit dem Spinnrad

Nachdem ich die Spindel gebaut und endlich mal gründlich Handspinnen gelernt habe, sodass mann auch verwertbare und verzwirnbare dünne Wolle fabriziert (und nicht nur schwangere Regenwürmer, weil man irgendwie dahinwurschdelt), habe ich mich im Anschluss auch mal wieder an mein armes verstaubtes Spinnrad gesetzt...

Das Spinnrad ist nicht nur ein wenig angestaubt, es sind auch Spinnweben dran und warum? Auf meinem Spinnrad wohnt eine kleine Spinne!
Sie verkrümelt sich immer wenn ich das Rad zur Hand nehme, ist aber jedes mal noch da.
Na dann, leben und leben lassen.

waschechtes Spinnrad - inklusive Spinne!

Fein und gleichmäßig spinnen
Beachtet man die Grundprinzipien und schnurkselt nicht irgendwie drauf los, spinnt man auch auf dem Spinnrad plötzlich Wolle, die verzwirnt dünner ist, als das was man vorher an Dochtwolle hingewurschdelt hat!

ganz link dünnes zwirnbares Wollgarn,in der Mitte die Zwischenstufe, rechts Ergebnis der ersten Spinnversuche
 

Das was da nun entsteht, wird dann auch dem Namen "Garn" gerecht und ist der Weiterverarbeitung wert. Sich zum richtigen, kontrollierten und gleichmäßigen Spinnen entweder mal eine gründliche Videoanleitung oder einen Kurs zu Gemüte zu führen, ist äußerst hilfreich und sehr motivierend!

oben eine ziemlich dünne Sockenwolle zum Vergleich, der Fuchszwirn hat nun 13 WPI*

*WPI = wraps per inch 
Gibt die Garnstärke an, indem Man die Wolle z.B. um einen Stift wickelt und dann die Wicklungen zählt, die auf einer Länge von 2,54 cm / 1 Inch möglich sind.


Warum selber spinnen?

Zurück zum spinnen hat mich das Weben gebracht, denn zum Weben geeignete Wollgarne zum weben kann man zwar kaufen aber die kosten entprechend. Sockenwolle lässt sich zwar verweben... ist aber ziemlich kratzig. Als Shirt oder Schal will man die kaum tragen.

Außerdem hab ich seit geraumer Zeit 2 Kilo Wolle vom Coburger Fuchsschaf rumliegen. Immer mal wieder mit schlechtem Gewissen draufgelinst und gedacht "...machmer im Winter..." oder so.
Fuchswolle ist nicht so wuschelweich wie Merino, dafür aber recht gut zu verspinnen und sie wärmt unfassbar gut.


Wolle vom Coburger Fuchs weicher machen
Frisch dünn gesponnen und verzwirnt, fühlt sich die Fuchswolle erstmal fast wie kratzige Paketschnur an aber nach einem halbstündigen Bad in heißem Wasser mit ein wenig Essig darin ist sie vergleichsweise kuschelig! Das kann man doch verarbeiten und zwar nicht nur zu einem Teppich oder Stuhlkissen, sondern das ist auf der Haut tragbar und gibt einem Pullover!

irgendwie noch ziemlich wie Paketschnur


nach dem Bad im heißen Wasser liegend trocknen
 
Tadaaa - flauschige Fuchswolle


Behelfshaspel
Um die Gleichmäßigkeit des Garns und die Lauflänge zu ermitteln, kam eine 30x40 cm Zeichenblockpappe zum Einsatz: 71 Wicklungen x 2 Seiten x 40 cm = 56,8 cm Lauflänge bei 35g Wollzwirn 2-fädig

Papp-Behelfshaspel









Aussichten
Mit solchem Garn aus Wolle von der ich sowieso einen Berg da habe, rückt ein Pullover in greifbare Nähe. Nur häkeln will ich den diesmal nicht (denn Häkelpullover hab ich ja schon zwei) , sondern lieber stricken. Problem: ich kann gar nicht stricken... noch nicht.
Kann ja nicht viel schwerer sein als häkeln oder?